Dienstag, 30. Oktober 2007

Der Vollständigkeit halber

... möchte ich auch noch von meinem superschönen Strandurlaub in Goa berichten :-) Man, war das paradiiiiiesisch!!!

Direkt an meinem letzten Arbeitstag bin ich abends mit Lina mit dem Bus nach Goa aufgebrochen. Der Bus war echt angenehm, wir hatten eine Art Bett und konnten tatsächlich schlafen. Vielleicht war ich auch einfach schon zu abgehärtet gegen über den holprigen Straßen und unangenehmen Busreisen nach über 3 Monaten in Indien und zahllosen Trips.
Zum Frühstück gab’s in einem traditionellen indischen Restaurant Masala Dosa, Hmmmm!
Spontan entschieden wir, bereits im südlichsten Zipfel Goas auszusteigen, nämlich in Palolem, den angeblich idyllischsten Strand Goas. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, aber der Strand hat uns so von den Socken gehauen, dass wir jeden Tag unsere Weiterreise aufgeschoben haben. Wir hatten ein kleines gemütliches Zimmer, direkt am Strand in einem süßen Gästehaus. Man schlief abends mit dem Wellenrauschen im Ohr ein und wachte morgens mit demselben Geräusch auf. Wen man das Zimmer verließ, stand man schon am Strand, zwischen Palmen und mit Blick aufs Meer. Schöner konnte es einfach nicht sein.
Lina und ich haben gleich am ersten Abend in der Cuba Bar einen Polen und einen Australier kennen gelernt, mit denen wir die nächsten Tage einiges unternahmen.
Nachdem wir erstmal ausgiebig gechillt, gebadet und uns gesonnt haben, brachen wir auf, die Umgebung zu erforschen. Palolem liegt in einer langen Bucht, eingeschlossen von Palmenbesäumten Halbinseln, die wir erforscht haben.
Dieser Ort war einfach perfekt, um die Seele baumeln zu lassen und einfach nichts zu tun.

Doch nach einer Weile Nichtstun bekamen wir schon wieder Abenteuerlust. Also haben wir Roller ausgeliehen, um ein wenig die Küste entlang zu düsen. Links fahren war mittlerweile schon total normal und die Landschaft einfach atemberaubend.
Wir fuhren durch den Dschungel zum nächsten Strand: Agonda. Dort waren wir doch tatsächlich die einzigen Zweibeiner, denn wir fanden an dem endlos langen Sandstrand nur eine Herde heiliger Kühe .
Weiter ging’s auf dem "Highway" bis zum Cavelossim Beach, wo wir uns stärkten und um dann an der Küste entlang wieder südwärts in Richtung Palolem zu fahren. Das klappte alles ganz gut, da man sich super durchfragen kann. Doch muss man vorsichtig sein und lieber viermal als zweimal nachfragen, weil Inder dir gerne irgendeinen Weg beschreiben, bevor sie zugeben würden, dass sie den Weg nicht wissen.

Leider musste Lina Dienstag schon wieder zurück nach Bangalore, wo Arbeit auf sie wartete. Mit gemischten Gefühlen ließ ich sie gehen. Einerseits war ich froh, noch länger in diesem Paradies verbringen zu dürfen, andererseits war die einzige Person, die ich nun noch kannte, der ein paar Tage zuvor kennen gelernte Pole. Doch wir hatten einen super Plan: Wir wollten uns für drei Tage ein Motorrad ausleihen um nach Nord-Goa zu fahren und die Strände dort anschauen. Mittwochmorgen ging’s los, nach etwa 3 Stunden Fahrt erreichten wir Panjim, die kleine Hauptstadt Goas. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp und gönnten uns mal wieder einen Masala Dosa :-) Nach einer Fährüberfahrt und einer weiteren Stunde Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel: Anjuna Beach. Dort findet mittwochs ein sehr berühmter Flohmarkt statt. War aber sehr touristisch und man wurde schrecklich voll gelabert, doch etwas zu kaufen. Da gingen wir doch lieber schwimmen und ein bisschen in der Sonne schmoren. Eine Nacht verbrachten wir in Anjuna und genossen die lockere Atmosphäse, lernten echte Goa-Hippies kennen.

Am nächsten Morgen goss es erst mal eine Weile aus Kübeln, sodass sich unsere Weiterfahrt etwas verschob. Doch dann hellte es auf und als wir dann zur Mittagszeit in Arambol ankamen, war das Wetter wieder traumhaft. Arambol ist der fast nördlichste gelegene Strand in Goa und bekannt dafür, dass die Saison dort schon etwas früher startet. In der Tat waren mehr Touristen und Hippies unterwegs, wie an den Stränden zuvor, und wir brauchten ein paar mehr Anläufe, ein Zimmer zu finden. Aber es war immer noch sehr angenehm und wir genossen einmal mehr unseren Cocktail am Strand in Mitten von Hippies, die aussahen, als lebten sie ein Leben lang hier :-)

Leider ging es am folgenden Tag schon wieder zurück nach Palolem, aber irgendwie war es schon wie 'Nachhause-Kommen'. Palolem ist so ein kleines Dorf, dass man nach ein paar Tagen schon viele Leute vom Sehen erkennt. Doch ich musste bereits an meine Heimreise denken. Noch immer war nicht klar, wann ich denn wieder nach Deutschland fliegen müsste und wann ich Goa verlassen musste. So konnte ich immerhin noch so tun, als würde ich für immer bleiben. Ich stand gerne früh auf, ging am Strand etwas joggen, wenn noch kein anderer Tourist unterwegs war und die Fischer ihre Boote reinholten. Dann ging ich zum Frühstücken immer in dasselbe kleine Restaurant direkt am Strand, hatte einen Masala Chai, Pineapple Juice und Fruit Müsli with Curd. Im Laufe des Tages traf ich mich dann meistens irgendwann mit Andrew und wir hingen gemeinsam am Strand rum. Abends waren wir immer in der Cuba Bar, kannten den Kellner schon mit Namen, und tranken Mojito, rauchten Schischa(Wasserpfeife) oder spielten Billard. Ewig hätte es so weiter gehen können... Ich hoffte immer noch, meinen Flug verschoben zu bekommen, doch die Zeit rannte mir davon und am Sonntag Abend um 9Uhr konnte ich es nicht mehr länger hinausschieben: Ich musste Rückflugtickets nach Bangalore für Montag buchen. Dienstagabend sollte es zurück nach Deutschland gehen...

Mein letzter Tag in Bangalore war unspektakulär, aber schön. Meine Stimmung war sehr melancholisch. Ich hatte bei Lina übernachtet. Am Morgen machte ich mich mit der Rikscha auf zur Cosmos Mall, die direkt bei SAP um die Ecke liegt. Ich hatte von meinen Kollegen noch einen Einkaufsgutschein zum Abschluss bekommen, also ging ich ein letztes Mal kräftig shoppen. Dann ging’s zum Gästehaus, um mein Gepäck von Nico abzuholen. Ein letztes Mal im Gästehaus. Dann ging’s wieder zu Lina. Zufälligerweise nahm der Rikschafahrer nicht den Weg über die Airport Road, sondern fuhr die Outer Ring Road entlang am HSR Layout, wo ich die letzten Wochen gewohnt hatten und vorbei an der Bushaltestelle, von der aus ich jeden Tag zur Arbeit gefahren bin und durch Koramangala, wo ich mehrmals die Woche die Yoga Class besucht hatte. So hatte ich unabsichtlich noch mal alle Plätze in Bangalore abgefahren, die die letzen drei Monate eine Bedeutung für mich hatten.
Mit Abiyah und Matthias war ich mittags dann ein letztes Mal in einem kleinen indischen Schnellrestaurant, ein letztes Mal Masala Dosa, Alu Gobi und Palak Paneer essen. Matthias war ganz frisch in Indien angekommen und ich konnte an ihm noch mal beobachten, wie wohl auch ich mich verhalten habe, als ich all das Neue hier verwundert beobachtet und oft überfordert war. Alles war so normal für mich geworden, das laute Leben auf der Strasse, die Bettler, Rikscha fahren, das Essen, die Menschen... Ich wollte nicht weg!
Doch auch die schönste Zeit geht einmal vorbei und so saß ich pünktlich um 1.55Uhr im Flieger nach Frankfurt. Die Aufenthalteszeit in Frankfurt erlebte ich wie durch eine Seifenblase. Ich dachte, die Menschen um mich herum sind alle so anders, so weiß, und haben nicht gesehen was ich gesehen habe. Ich wurde plötzlich sehr sehr traurig und musste einen dicken Kloß im meinem Hals mit Gewalt herunter schlucken bevor ich mich wieder fassen konnte. Deutschland hat auch schöne Seiten, sagte ich mir, du wirst dich schon wieder an alles gewöhnen. So kam es dann auch! Ich wurde von meiner Tante und meinen zwei besten Freundinnen in Hamburg vom Flughafen abgeholt und hab da dann erstmal richtig angefangen zu heulen - diesmal aber vor Glück!
Viel zu schnell hab ich mich wieder an das kalt-nasse Deutschland gewöhnt, viel zu weit weg sind die Erinnerungen an Indien und immer wieder schau ich durch meine 5000 Fotos, um zu begreifen, ich war wirklich dort....